Im Stader Stadtteil Campe wird Industriegeschichte geschrieben. Wie andernorts auch verändert die industrielle Entwicklung Stadtstrukturen und sorgt für enormen Bevölkerungszuwachs.

In Campe ist es die Saline, die das frühere Dorf Campe, das bis Anfang des 20. Jahrhunderts zum Amt Stade-Agathenburg gehört, verändert. Gab es dort früher einige kleine Hofstellen und nur wenige Einwohner, so steigt die Bevölkerungszahl nach Gründung der Salzfabrik, die in den Tiefen Campes genügend Salzvorräte zur Verfügung hat, auf beachtliche 1500 Einwohner. Und das schon kurz nach der Inbetriebnahme der Saline in den 1870er Jahren. 1926 zählt der heutige Stadtteil schon 2000 Einwohner.

Campe ist durch die Gründung des Benediktinerklosters St. Marien entstanden. Das war 1141/42. Rund um das Kloster entwickelt sich eine ländliche Siedlung. Sie bleibt, als das Kloster 1500 in die Stadt verlegt wird. Diese Siedlung ist der Ursprung des heutigen Stader Stadtteils.

1568 umfasst das Dorf 70 Haushalte – etwa 20 Bauernstellen sind darunter. 1712 ereilt das kleine Dorf ein nachhaltiges Schicksal: Die Dänen belagern 1712 die Region und die Stadt Stade und brennen das kleine Dorf Campe komplett nieder. Doch die Menschen lassen sich nicht unterkriegen und bauen ihre Häuser wieder auf. 1821 leben 454 Menschen in Campe, viele davon sind Handwerker. Dann folgt der Bevölkerungsboom mit der Saline, die übrigens unmittelbar neben den Stader Höfen auf dem sogenannten Festplatz errichtet wird.

Weil sich Campe so prächtig entwickelt, will die Stadt das Dorf schnell eingemeinden. Die Camper wehren sich, bis schließlich 1926 qua Gesetz Campe dem Stadtgebiet zugeschlagen wird. Eine ähnliche Geschichte wiederholt sich übrigens etwa 50 Jahre später, als sich auf dem Bützflethersand die Industrie ansiedelt und die früher eigenständige Gemeinde Bützfleth mit Stade vereint wird.

Rund um die Saline findet sich bis in die 1940iger Jahre nur grüne Wiese. Erst langsam entwickelt sich eine Bebauung. In den 1950iger Jahren entstehen auf diese Weise auch die ersten Bauten der Stader Höfe.

 

Auf einen Blick: Die Geschichte von Campe

  • 1141/42: Auf dem „Kamp“ vor den Toren der Stadt Stade wird das Benediktinerkloster St. Marien errichtet. Vor den Klostermauern entsteht eine kleine ländliche Siedlung.
  • 1499/1500: Das Kloster siedelt in die Stadt um. Die kleine Siedlung bleibt bestehen. Rund 70 Haushalte werden dort gezählt.
  • 1712: Die dänischen Besatzer brennen das Dorf Campe nieder. Die Häuser werden alle wieder aufgebaut.
  • 1821: 454 Menschen leben mittlerweile in dem Dorf Campe.
  • 1872/73: Die Saline wird auf dem heutigen Festplatz in Betrieb genommen. Die Salzproduktion wird 1965 nach Stadersand verlegt und an diesem Standort geschlossen.
  • 1926: Campe wird gegen den Widerstand der Bewohner von der Stadt Stade eingemeindet. 2000 Menschen leben mittlerweile in dem Stadtteil.
  • Nach 1945: Die Bebauung der ehemals grünen Wiesen in Campe wird intensiviert. In den 1950iger Jahren entstehen auch die ersten Bauten der heutigen Stader Höfe.

Grüne Wiese mit alter Mühle, die längst abgerissen ist: Campe war damals eine Dorfsiedlung.

Offizierswohnungen auf der Grünen Wiese

Die Aufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg kennzeichnen die Entwicklung der Stadt Stade. Viele Flüchtlinge müssen untergebracht werden, die alte Bausubstanz reicht nicht aus, um den Bedarf an Wohnraum zu decken. Das bedeutet auch eine besondere Herausforderung an die Wohnungswirtschaft. Im Zuge dieser Entwicklung werden auch die ehemals grünen Wiesen in Campe neu bebaut.

Als dann 1956 die Kasernen des ehemaligen Fliegerhorstes im heutigen Stade-Ottenbeck durch die Bundeswehr reaktiviert werden, kommt neuer Schwung in die Stadt. In den Kasernengebäuden sind viele Flüchtlinge untergebracht, für die erst neuer Wohnraum geschaffen werden muss. Ab 1960 ziehen dann dort wieder Soldaten in den in Von-Goeben-Kaserne umbenannten Militärstandort ein. 1994 wird im Zuge von Wiedervereinigung und Abrüstung schließlich die Kaserne wieder geschlossen. Die Stadt wandelt das Gelände in den neuen Stadtteil Ottenbeck um.

Ende der 1950iger Jahre werden auch Wohnungen für die Offiziere und ihre Familien, die nicht in der Kaserne leben, gesucht. Ein wohlhabender Stader Kaufmann nutzt die Chance und baut in Campe entsprechenden Wohnraum. So entstehen die späteren Stader Höfe. Weil er selbst kinderlos blieb, vererbt der Kaufmann die Wohnanlage anderweitig. Die späteren Eigentümer investieren aber nicht mehr in die Häuser und bieten sie am Ende zum Verkauf an.